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Am 9. November besuchte der 1935 in Markt Piesting geborene Dr. Peter Braun gemeinsam mit seiner Gattin Linda seinen Geburtsort. Begleitet von Mitgliedern der befreundeten Familie Ultz suchte man einzelne Örtlichkeiten auf, wie zum Beispiel das ehemalige Haus der Braun-Familie und das Waldbad. Bürgermeister Roland Braimeier empfing die Gäste im Rathaus und würdigte die Tätigkeit von Dr. Peter Brauns Vater und vor allem von seinem Großvater.

Dr. Peter Brauns Großvater war nämlich der frühere Gemeindearzt von Piesting: Dr. Jakob Braun. Nach jenem ist seit 2018 ein Abschnitt der Promenade benannt worden („Dr.-Jakob-Braun-Promenade“), weil er nicht nur als Mediziner für den Ort wichtige Arbeit in der Zwischenkriegszeit geleistet, sondern sich darüber hinaus auch mit der regionalen Geschichte auseinandergesetzt hatte. Braun wirkte zum Beispiel maßgeblich an der Errichtung des „Waldbades“ 1929 mit, weil es aufgrund seiner besonderen Lage als „der Gesundheit der Menschen höchst zuträglich“ erachtet wurde. Er nahm weiters im Vereinsvorstand der „Freunde der Burg Starhemberg“ eine zentrale Funktion ein, setzte sich gemeinsam mit anderen für die Sanierung und Erhaltung der Burgruine ein und forschte zu spezifischen Themen, wie zur „Burg von Dreistetten“.

Dr. Peter Brauns Vater, Rudolf, hatte die Ordination in Markt Piesting nach Jakob Brauns Tod übernommen und fungierte bis 1938 als Gemeindearzt. Die jüdische Familie wurde jedoch nach dem „Anschluss“ 1938 vertrieben. Sie überlebte die Shoah in den USA.

Die Familiengeschichte der Brauns ist vom Historiker Dr. Werner Sulzgruber – gemeinsam mit einer Reihe von anderen Biografien – wissenschaftlich aufgearbeitet und im Buch „Lebenslinien“ 2013 veröffentlicht worden. Am 9. November ermöglichte Dr. Sulzgruber den US-amerikanischen Gästen den Zugang auf den jüdischen Friedhof von Wiener Neustadt, wo gemeinsam das Grab der Urgroßeltern von Peter, Isaak und Lina Braun, besucht werden konnte. Beide hatten sich im 19. Jahrhundert – aus Kobersdorf kommend – in Wiener Neustadt angesiedelt. Hier war 1872 auch Jakob Braun zur Welt gekommen, welcher neben seiner Aufgabe als Arzt auch eine führende Rolle in religiösen Angelegenheiten einnahm und dementsprechend enge Kontakte zur Kultusgemeinde Wiener Neustadts und zu den hiesigen Rabbinern pflegte. Deshalb führte Dr. Sulzgruber zum Baumkirchner Ring 4, dem ehemaligen Standort der Synagoge, um dort anhand von Fotografien die Geschichte dieses besonderen Erinnerungsortes zu erzählen: von der Entstehung des Gotteshauses, dem religiösen Leben in der Steinfeldstadt und den Ereignissen während der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9./10. November 1938 in Wiener Neustadt. Erstmals wurden außerdem jene Wohnadressen in der Stadt besucht, wo Peters Vorfahren gelebt hatten.

Vor der Rückreise fanden sich am späten Nachmittag des 9. November schließlich Dr. Peter Braun und seine Gattin Linda mit Dr. Werner Sulzgruber, Ing. Paul Ultz, Brigitte Ultz, Doris Müller und David Prenner bei einem Kaffee und Süßem in der Konditorei Ferstl zu einem gemütlichen Ausklang des ereignisreichen Besuchstages zusammen.

Text und Foto: Dr. Werner Sulzgruber

Am Foto: Dr. Werner Sulzgruber, Dr. Peter Braun, Linda Braun, Doris Müller und Ing. Paul Ultz (v.l.n.r.) in der Konditorei Ferstl © Brigitte Ultz